Kay Schulz:
Mac OS X Rechner vernetzen - Systeme verwalten
Bücher über Mac OS X gibt es mehr als genug. "Mac OS X - Rechner vernetzen - Systeme verwalten" ist eines davon. Der Autor Kay Schulz liefert hier allerdings ein etwas anderes Werk ab. Seitens des dpunkt.verlages, bei welchem das 245 Seiten starke Buch erschienen ist, ist man der Ansicht, das Buch eigne sich für System- und Netzadministratoren sowie Macintosh-User. Nun, dem ersten Punkt mag ich voll und ganz zustimmen, dem zweiten eher weniger. Warum, dass wird sich im folgenden noch klären.
Der Inhalt bietet folgende Themen:
- Einführung
- Grundlagen
- Systemadministration
- Netzwerkadministration
- Nützliche Tools
Kay Schulz widmet sich zu Beginn der Entstehung des Unix-Systems Mac OS X.
Als geneigter Leser, der diese Geschichte schon kennt, bekommt man den Hinweis,
dass man auch gleich bei den Grundlagen einsteigen könne. Dies geschieht
meinerseits auch und prompt finde ich mich in meine Studienzeit als Verwaltungsinformatiker
versetzt. Kay Schulz beginnt im wahrsten Sinne des Wortes mit den Grundlagen.
Hier mit den Grundlagen eines Betriebssystems und der Art und Weise wie Prozesse
in einer CPU verarbeitet werden. Dem technisch versierten Leser mag dies
noch interessant erscheinen, der Laie aber ist hier hoffnungslos überfordert
und folgt dem Hinweis, gleich die Beschreibungen zu Darwin, Mach und BSD
zu lesen.
So mancher Mac-User hat zumindest hierüber schon einmal etwas gelesen.
Kay Schulz bietet hier nicht nur einen Crash-Kurs an, sondern auch einen Exkurs
zum Thema Mikrokernel und monolithischer Kernel.
Und hier beginnen meine Probleme mit dem Buch. Während ich dem Autor noch
folgen kann, was ich meinem Studium verdanke, so ist ein, zwar technisch interessierter
aber informationstechnologisch ansonsten unbedarfter Leser vollkommen überfordert.
Einen normalen Anwender interessiert es nun mal nicht, was für Kernel
sein Betriebssystem besitzt, wenn er denn überhaupt weiß, was ein
Kernel ist.
Die 33 Seiten Grundlagen erleichtern dem normalen User den Einstieg in das
Buch leider nicht, eher sorgen diese Seiten dafür, dass er es zur Seite
legt und nie wieder anfassen wird.
Der nächste Abschnitt Systemadministration zeigt sehr bald, dass Kay Schulz
aus dem Unix-Bereich kommt. Der Mac-Anwender, der allenfalls weiß, dass
er ein Terminal hat, wird hier mit eben diesem und entsprechenden Befehlen
konfrontiert.
Das Kapitel Netzwerk-Administration geht ebenfalls sehr in die Tiefe und in
das Unix-System. Auch hier ist der normale Anwender sehr schnell überfordert.
Die Grundlagen der Netz-Administration unter Mac OS X bekommt er dann doch
in anderen Büchern verständlicher erklärt. Für die Terminal-Freaks
und Unix-Gurus ist dieser Abschnitt natürlich wieder ein Leckerbissen
und einfach zu verstehen.
Die nützlichen Tools, die auf der CD beigegeben sind, kommen aus der Unix-Welt.
Hier zeigt sich dann endgültig, dass der dpunkt.verlag mit seiner Leser-Kategorie
weit über das Ziel hinaus geschossen ist. Hier finden sich Werkzeuge,
die wirklich nur in Administratorhand gehören. Bei der CD vermisse ich
im übrigen eine Inhaltsliste und Kurzbeschreibung der Programme. Dies
finde ich nur im Buch. Und das habe ich im Zweifelsfalle nicht immer dabei.
Persönliches Fazit:
Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust. Man möge
mir dieses Zitat aus Goethes Faust gestatten.
Ich tue mich schwer mit einer Bewertung des Buches. Einerseits ist es fachlich
einfach nur gut, andererseits geht es zumindest teilweise am Bedarf vorbei.
Ich habe den Vorteil Verwaltungsinformatiker zu sein und habe bei dem Studium
des Buches keine Verständnisprobleme gehabt. Ein Leser, der vielleicht
nur technisch interessiert ist, aber keine intensiven Kenntnisse hat, ist sehr
schnell überfordert. Schon die Grundlagen gehen derart in die Tiefe, dass
es einen das Informatikerherz erfreut. Die angesprochene Leserschaft "Netzwerk-
und Systemadministratoren" ist mit diesem Buch wirklich bestens bedient.
Da gibt es auch volle fünf Mäuse.
Die andere angesprochene Leserschaft, der "Macintosh-Nutzer" allerdings,
wird mit technischen Details überhäuft. Eine Tiefe in der Thematik,
die den normalen User nicht interessiert, bzw. ihn schlichtweg überfordert.
Hier ist beim Lesen mehr Frust als Lust. Auch der noch so "ambitionierte
Mac-Nutzer" wird das Buch sehr schnell in die Ecke legen und sich dem "Missing
Manual" widmen, welches nur 2 Euro teurer, aber verständlicher und
ausführlicher geschrieben ist und sich mehr an den Bedarf der Nutzer richtet.
Als reiner Anwender würde ich dem Buch maximal zwei Mäuse geben.
Der kleine Informatiker in mir vergibt allerdings 5 Mäuse. Was ein gesundes
Mittel an 3,5 ergeben würde, was widerum dem Buch nicht gerecht wird.
Empfehlung:
Anwender definitiv Nein!
Administratoren und Mac-nutzende Informatiker definitiv Ja! (os)
Mac
OS X - Rechner vernetzen -
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Apfelwelten meintfür Informatiker für normale Anwender |