Hannes Raffaseder: Audiodesign
"Wegsehen ist kein Problem, aber Weghören...? Mangelhaftes Audiodesign stört auch, wenn es nur unbewusst wahrgenommen wird. Da der Einfluss von Schallereignissen auf die Wirkung von Medienprodukten nachweislich enorm ist, müssen Sie gezielt gestaltet werden." Der Rückentext zu Hannes Raffaseders Buch Audiodesign läßt mich stutzen. Ist der Ton doch meistens nur ein Nebenprodukt bei Produktionen, die mit Bild arbeiten.Keine Frage, dass Raffaseder mit dieser Aussage recht hat, denn wenn der Ton mal nicht optimal ist, meckern alle, die ihn vorher als so unwichtig erachteten. Doch wer jetzt ein Buch erwartet, welches sich ausschließlich mit dem Audiodesign an sich beschäftigt, der irrt. Der Autor macht schnell klar, dass gutes Audiodesign nicht nur aus dem "designen" besteht. Verdeutlicht wird das schon beim Blick auf das
Inhaltsverzeichnis
1. Akustische Kommunikation 2. Beschreibung der Signalkette 3. Schallentstehung 4. Schallausbreitung 5. Aspekte der Wahrnehmung 6.Schallaufzeichnung
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7. Schallwandler 8.Bearbeitung von Schallsignalen 9. Elektronische Klangerzeugung 10. Akustische Mediengestaltung Literaturverzeichnis |
Doch fange ich lieber am Anfang an. Die akustische Gestaltung von Filmen, CD-ROMS und weiteren Multimedia-Anwendungen beginnt schon lange vor der eigentlich letzten Phase. Raffaseder gibt zuerst eine Einführung in Akustik und Tontechnik. Dieser Teil nimmt ganz eindeutig den größten Teil des Buches ein. Das macht deutlich, was man alles an Vorwissen mitbringen muß, um überzeugendes Audiodesign zu beherrschen. Da bastelt man nicht einfach nur am Computer vor sich hin, es muß sehr viel schon im Vorfeld beachtet werden.
Das notwendige Grundwissen bringt Raffaseder in einem wie ich finde straffen Tempo rüber, bleibt dabei aber immer verständlich. Auch wenn die notwendigen Formeln (wenn man sie noch nie gehört hat) sicher mehrmaliges Nachlesen zum Begreifen benötigen. Damit der Leser nicht meint, vielleicht doch das falsche Buch gekauft zu haben, wird in jedem Kapitel auf die möglichen Auswirkungen auf das Audiodesign hingewiesen. Nichts wird einfach so in den Raum gestellt, nur um Wissen zu demonstrieren.
Durch die umfassende Einführung in das Thema, bleibt im letzten Kapitel nicht mehr viel Drumherum zu erklären. Allerhöchstens noch Verweise zu den entsprechenden Kapiteln sind zu finden. Somit bleibt der Raum für das eigentliche Thema der Audio-Gestaltung. Auch hier schreibt Raffaseder präzise und straff um was es geht. Es wird Wissen vermittelt, einige praktische Besipiele dienen zur Erklärung. Keine Ausschmückung, nicht viel Geschwafel, sachlich und prägnant wird sich dem Thema gewidmet. Ich überlege, ob mir etwas fehlt, aber letztendlich muß ich feststellen: Ich habe behalten, was Hannes Raffaseder geschrieben und erklärt hat. In dem Buch gibt es nicht Überflüssiges, außer vielleicht dem ständigen "wie bereits erwähnt", was in nahezu jedem Abschnitt auftaucht.
Die Buchaufmachung
Am Rand der Seiten sind ständig Zusammenfassungen der einzelnen Absätze festgehalten. Das hilft den Inhalt nochmal zu rekapitulieren. Und wer einzelne Teile der Kapitel dank Vorwissen nur überfliegen möchte, kann es dadurch tun, ohne den Faden zu verlieren. Doch, das gefällt mir gut. Weniger gut allerdings finde ich, dass die vielen Grafiken häufig nicht an der passenden Stelle zu finden sind. Da ist plötzlich beim Umblättern oben auf der nächsten Seite eine Grafik zu dem nächsten Abschnitt zu finden. Nicht nur, dass man diese auch bequem an der richtigen Stelle hätte positioneren können, sie stört auch den Lesefluß, taucht sie doch - wenn auch am Beginn einer neuen Seite - mitten im Satz auf. Gut, auch diese falsch positionierten Grafiken stehen immer noch nah am Thema, aber ideal finde ich das nicht.
Weiterhin gibt es an entsprechender Stelle im Text immer ein Dreieck als Verweis auf die beiliegende
CD zum Buch
Diese packe ich zumnächst skeptisch aus. Hanser-Verlag... Das ist nicht gerade ein Verlag dessen Schwerpunkt auf dem mir eigenen Apple-Betriebssystem liegt. Naja, als Mac-Anwender ist man es von den meisten Verlagen gewohnt, maximal die Hälfte der Buch-CDs sinnvoll nutzen zu können. Ich lege die CD (ohne Systemhinweise) ins iBook und - bin überrascht. Die CD hat schon mal von ihrem Namen her keine typischen Windows-Anzeichen. Erfreut stelle ich fest, dass man für die CD eine durchaus interessante Lösung gefunden hat: Systemübergreifend im html-Format. Auf dieser CD finden sich übersichtlich geordnet Klangbeispiele zu den Verweisen im Buch. Auch ich kann diese mit Hilfe des QuickTime Players anhören. Na gut, das iBook ist dafür natürlich nicht der richtige Abspielort, zumindest nicht ohne Anschluß an qualitativ hochwertige Lautsprecher. Aber bei den Beispielen, bei denen es um den Bezug vom Ton zum Bild geht, muß ich passen. Hier ist der Windows Media Player Voraussetzung. Diesen könnte ich mir zwar aus dem Internet laden, aber dafür ist mir mein System einfach zu schade. Ein eindeutiger Minuspunkt. Kann man doch davon ausgehen, dass bei der Zielgruppe für dieses Buch hautpsächlich Macintosh-Nutzer zu finden sind. Und diese haben im Allgemeinen ein Problem mit der Installation von Microsoft-Software auf ihrem System, zumal der Media Player mehr Probleme als Nutzen bringt.
Fazit
Hannes Raffaseders "Audiodesign" kann jeder lesen,
der sich für das Thema interessiert. Durch die komplette
Einführung auch in Akustik und Tontechnik kann jeder
nachvollziehen, wie die Gestaltung von Audio in Medienproduktionen
funktioniert. Man lernt, welche Probleme schon in den ersten
Schritten vermieden werden könnten, aber auch wie sich
Schall ausbreitet, wie das Ohr diesen aufnimmt und vieles
mehr. Das ganz kommt ohne überflüssiges Schnickschnack
daher, es wird nur das wirklich wichtige erklärt, aber
so, dass auch die berühmten "interessierten Laien" es
verstehen können. Wer schon im Bereich der Tontechnik
arbeitet, kann entweder nur sein Gedächtnis auffrischen
oder sich auch nochmal deutlich machen, auf was es alles
ankommt. Für den Profi wird allerdings der Einführungsteil
ein zu starkes Gewicht haben, da kommt der Teil "Design" selbst
mit einem Kapitel im Verhältnis eventuell zu kurz weg.
Das mag aber auch daran liegen, dass es im letzten Kapitel
wirklich nur noch um die Gestaltung geht. alles was sonst
der Erklärung bedürfte wurde vorher schon abgehandelt.
In anderen Büchern wird dieser Teil miteingegliedert
und somit weniger präzise.
Die vielen Grafiken und zusammenfassungen erleichtern das Verständnis
und verdeutlichen den Inhalt.
Schön finde ich die sachlichen Hinweise, darauf, was schon im Vorfeld
beachtet werden "sollte" und wie man Probleme schon bei der Planung
eines Projektes vermeiden "könnte". Es erfolgt von Zeit zu Zeit
ein dezenter Hinweis darauf, dass bei den Verantwortlichen einer Produktion
meist zu spät an den Ton gedacht wird. Ich würde "Audiodesign" aufgrund
seiner einleuchtenden Erklärungen auch gerne den Leuten zum Lesen geben,
die immer meinen, der Ton sei nur das letzte Glied in der Kette und gar nicht
so wichtig, da kann man sich dann noch Gedanken drum machen. (as)
Audiodesign
Fachbuchverlag
Leipzig im Hanser Verlag
ISBN: 3-446-21828-9
304 Seiten
Preis: 34,90 €
ein Buch für jeden,
den das Thema interessiert